Zur humanitären Lage in Somalia
von Heinrich Frei*
(18. Oktober 2024) In Somalia leben 18,7 Millionen Menschen, davon in der Hauptstadt Mogadischu etwa drei Millionen. Somalia ist über 15-mal grösser als die Schweiz und etwa 1,8-mal so gross wie Deutschland. Mehr als 3,8 Millionen Menschen in Somalia wurden durch den schon über 30 Jahre dauernden Krieg und durch Naturkatastrophen gezwungen ihre Region zu verlassen. Sie leben unter katastrophalen Bedingungen in Camps am Rande der grossen Städte. Frauen und Kinder machen 80 Prozent der internen Flüchtlinge aus und sind grossen Risiken ausgesetzt.
Im Norden: Somaliland und Puntland sind relativ friedliche Gebiete. Somaliland wird autonom verwaltet und möchte unabhängig werden. Früher stand es unter britischer Kolonialherrschaft.
Im Süden: Ländliche Gebiete werden zum Teil immer noch von der islamistischen Gruppierung Al Shabab kontrolliert. In der letzten Zeit werden sie von somalischen Regierungstruppen und der Truppe der Afrikanischen Union, der AMISOM immer erfolgreicher bekämpft. Al Shabab verübt in Mogadischu und anderen Städten immer wieder Anschläge. Der Süden Somalias stand früher unter italienischer Kolonialherrschaft.
In Merka in der Stadt, in der das Schweizer Hilfswerk Swisso Kalmo seit über 35 Jahren ein Ambulatorium betreibt, leben etwa 100 000 Menschen und auch viele intern Vertriebene.1
Infos der UN-Organisation für die Koordi-nierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA)
Somalia erlebte im Jahr 2023 die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten. Nach der Dürre folgten Überschwemmungen, wie sie Somalia seit Generationen nie mehr gesehen hatte, schreibt die UN-Organisation für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten.2 Rund 6,7 Millionen Somalier waren im letzten Jahr vom Hunger bedroht. Über eine halbe Million Kinder waren lebensbedrohlich mangelernährt. In den ersten zwei Lebensjahren ist die Unterernährung für ein Kind sehr gefährlich. Das Hirn kann sich nur mangelhaft entwickeln, so dass es später viel schlechter lernen kann als ein Kind das gut ernährt wurde.
Überschwemmungen auch in Merka, Infos von Swisso Kalmo
Zur Situation in Merka erhielten wir von Swisso Kalmo im November 2023 einen Bericht über Fluss-Überschwemmungen. Mehrere Dörfer im Distrikt Merka in der Provinz Lower Shabelle wurden durch starke Regenfälle am 22. November 2023 heimgesucht. Häuser und Bauernhöfe wurden zerstört und die Bewohner mussten fliehen, nachdem sie vergeblich versucht hatten, die Flut einzudämmen.
2024 – Infos der UN-Organisation OCHA: «Situation in Somalia hat sich verbessert, ist aber immer noch prekär.»
Obwohl sich die Situation in Somalia in diesem Jahr verbessert hat, ist der Bedarf an humanitärer Hilfe nach wie vor sehr gross, wie die Organisation OCHA schreibt. Fast jeder fünfte Somalier konnte sich im Monat März nicht genügend ernähren, schätzungsweise 4 Millionen Menschen. Viele Kinder sind von einer akuten Mangelernährung betroffen. 1,7 Millionen Kinder in Somalia im Alter von 6 bis 59 Monaten werden zwischen Januar und Dezember dieses Jahres zu wenig zu essen haben, davon werden 430 000 Kinder wahrscheinlich schwer unternährt sein.
Humanitärer Hilfsplan der UNO für Somalia benötigt 2024 1,6 Milliarden US-Dollar
Für den somalischen humanitären Hilfsplan der UNO werden 2024 1,6 Milliarden US-Dollar benötigt, um 5,2 Millionen Menschen zu helfen. Hilfe wird in Regionen geleistet, die am meisten von der Not betroffen sind. Angriffe auf die Helfer und ihre Infrastruktur erschweren jedoch die Unterstützungsoperationen.
Sicher wird es für die UNO schwierig sein diese Mittel für die humanitäre Hilfe in Somalia zu beschaffen, angesichts der anderen Katastrophen die Afrika heimsuchen, der Krieg im Sudan unter anderem.
* Heinrich Frei, Affolternstrasse 171, CH-8050 Zürich, Tel. +41 44 491 19 73, E-Mail: heinrich-frei@bluewin.ch |
Quelle: https://ifor-mir.ch/zur-humanitaeren-lage-in-somalia/, 15. September 2024
2 Somalia | OCHA (unocha.org)