«Kriegsvorbereitung»

In Ghedi wird die neue Basis für die F-35 vorbereitet

Manlio Dinucci (Bild zvg)

von Manlio Dinucci

(15. März 2021) Die USA modernisieren weiterhin ihre nuklearen Streitkräfte auch in Europa. Unter Verletzung des von Italien unterzeichneten Atomwaffensperrvertrags beherbergt dieses Land immer mehr dieser US-Waffen.

Auf dem Militärflughafen von Ghedi bei Brescia beginnen die Arbeiten zum Bau der Haupteinsatzbasis für die mit Atombomben zu bestückenden F-35A-Kampfjets der italienischen Luftwaffe. Die Bauunternehmung Matarrese Spa aus Bari, die die Ausschreibung mit einem Angebot von 91 Millionen Euro gewonnen hat, wird einen mehr als 6000 m2 grossen Hangar für die Wartung der Kampfflugzeuge sowie ein kleines Gebäude für die Kommando- und Flugsimulatoren bauen – letzteres mit perfekter thermo-akustischer Isolierung, «um das Abhören von Gesprächen zu verhindern».

Es werden auch zwei Startbahnen mit jeweils 15 kleinen Hangars gebaut, in denen die Kampfflugzeuge startklar bereitstehen werden. Dies bestätigt, was wir vor drei Jahren veröffentlicht hatten,1 nämlich, dass das Projekt, welches von der damaligen Verteidigungsministerin Roberta Pinotti ins Leben gerufen wurde, den Einsatz von mindestens 30 F-35A-Kampfflugzeugen vorsieht.

In Ghedi wir die neue Basis für die F-35 vorbereitet. Italien hat
den Atomwaffensperrvertrag ratifiziert – trotzdem werden
in Ghedi neue amerikanische Atombomben stationiert.
(Bild wikipedia)

Der Bereich, in dem die F-35A stationiert sein werden, wird eingezäunt, bewacht, vom Rest des Flughafens getrennt und streng geheim sein. Der Grund ist klar: Neben den neuen Kampfflugzeugen werden in Ghedi – in einem geheimen Depot, das in der Bauausschreibung nicht erwähnt ist – auch die neuen amerikanischen B61-12-Atombomben stationiert sein.

Ebenso wie die derzeitigen B-61-Bomben, mit denen die Tornado PA-200 der 6. Stormo [spezielle Fliegertruppe der italienischen Luftwaffe, Anm. d. Übers.] bestückt werden, werden auch die neuen B61-12-Bomben von einer Spezialeinheit der US-Luftwaffe (704th Ammunition Support Squadron) kontrolliert werden. Diese ist «für die Lieferung, die Lagerung und die Wartung der Waffen aus der US-Kriegsreserve verantwortlich, die im Rahmen der Nato für die 6. Stormo der italienischen Luftwaffe bestimmt sind». Dieselbe Einheit der US Air Force hat auch die Aufgabe, «die Angriffsmissionen» der 6. Stormo «direkt zu unterstützen».

Italienische Piloten werden bereits auf der amerikanischen Luke Air Force Base in Arizona und der Eglin Air Force Base in Florida für den Einsatz auf dem F-35A-Jagdbomber ausgebildet; inbegriffen sind dabei auch nukleare Angriffsmissionen unter US-Kommando.

Die italienischen Kampfflugzeuge desselben Typs, die ebenfalls mit der neuen B61-12-Bombe bewaffnet werden können, sind auf dem Militärflugplatz Foggia-Amendola (Region Apulien) stationiert und wurden bereits für über 5000 Flugstunden genutzt. Hinzu kommen jene F-35 der US Air Force, die auf dem Militärflugplatz Aviano (Region Friaul/Venetien) stationiert und auch für die Bestückung mit den B61-12-Bomben vorgesehen sind.

Das neue Kampfflugzeug F-35A und die neue Atombombe B61-12 bilden ein integriertes Waffensystem: Die Nutzung dieses Flugzeugtyps beinhaltet den Einsatz dieser Bombe. Verteidigungsminister Lorenzo Guerini (Pd) bestätigte, dass Italien an seiner Zusage zum Kauf von 90 F-35-Kampfflugzeugen festhält, davon 60 nuklearwaffenfähige Kampfflugzeuge vom Typ A.

Die Teilnahme am F-35-Programm als Partner zweiter Stufe stärkt die enge Verbindung Italiens mit den USA. Die italienische Kriegsindustrie, angeführt von der Firma Leonardo, die den F-35-Militärflugplatz in Cameri (Novara) betreibt, ist zunehmend in den riesigen militärisch-industriellen Komplex der USA integriert. Dieser wird von Lockheed Martin angeführt – dem weltweit grössten Rüstungs- und Technologiekonzern, der auch den F-35 baut.

Gleichzeitig übernimmt Italien – als Nicht-Atommacht und Mitunterzeichner des Atombombensperrvertrags, der seinen Mitgliedsländern verbietet, Atomwaffen auf ihrem Territorium zu lagern – die zunehmend gefährliche Rolle eines vorgeschobenen Stützpunktes der US/NATO-Nuklearwaffenstrategie gegen Russland und weitere Länder.

Wenn man weiss, dass dieser Flugzeugtyp zwei B61-12-Bomben in seinem Laderaum transportieren kann, wird klar, dass allein die in Ghedi stationierten 30 F-35A-Jagdbomber die Kapazität für mindestens 60 Atombomben haben. Laut der Federation of American Scientists (FAS=Vereinigung amerikanischer Wissenschaftler) wird die neue «taktische» B61-12-Bombe, die die USA ab 2022 in Italien und weiteren europäischen Ländern lagern werden, zielgenauer sein und dabei «die gleichen militärischen Fähigkeiten haben wie die strategischen Bomben, die in den USA bereitliegen».

Schliesslich ist da noch die nicht geklärte Frage der Kosten. Der verantwortliche Dienst des US-Kongresses hat im Mai 2020 den durchschnittlichen Preis eines F-35 Kampfflugzeugs auf 108 Millionen Dollar geschätzt, und er hat festgehalten, dass «dies der Preis eines Flugzeugs ohne Triebwerke ist». Deren Kosten belaufen sich auf weitere etwa 22 Millionen Dollar. Einmal angeschafft – vielleicht auch zu einem etwas niedrigeren Preis, wie dies Lockheed Martin für die Zukunft versprochen hat –, kommen noch die laufenden Kosten für die Ausbildung der Besatzung sowie für Wartung und Betrieb der F-35-Flugzeuge dazu. Eine Flugstunde des F-35 kostet gemäss den US-Air Force-Dokumenten über 42’000 Dollar. Das bedeutet, dass allein die 5000 bereits absolvierten Flugstunden der F-35 auf dem Stützpunkt Amendola die italienische Staatskasse 180 Millionen Euro kosten.

Quelle: Voltairenet.org/Il Manifesto (Italien) vom 6.10.2020

(Übersetzung «Schweizer Standpunkt»)

1 Il manifesto du 28.11.2017

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