Wie ein Virus die Welt verändern konnte

Chronik einer angekündigten Krise

von Robert Seidel

(30. Januar 2021)  Paul Schreyer* unternimmt in seiner jüngsten Buchveröffentlichung den Versuch, die Corona-Krise in einen politischen Zusammenhang einzuordnen und damit für die heutige Zeit greifbarer zu machen. Er geht dabei weit in die Geschichte der militärischen «Biosecurity» der USA zurück.

Anhand einer Kette von grösseren nationalen und internationalen Biowaffen-Krisenstabsübungen in den USA führt Paul Schreyer dem Leser vor Augen, dass die Welt nicht unvorbereitet in die heutige Pandemiesituation geraten ist. Der Umgang mit Seuchen und Epidemien (Pocken, Pest, Anthrax oder Corona) wurden seit Ende der 1990er Jahre in einem engen Verbund zwischen staatlichen Institutionen, Militär, Geheimdiensten und Pharmaindustrie – finanziert von privaten Stiftungen – systematisch trainiert. Die Übungsszenarien wurden immer realer und von der Besetzung her immer hochkarätiger. Zunehmend wurden weitere Staaten und internationale Organisationen einbezogen – schliesslich auch chinesische.

Pandemieübung «Event 201» – Oktober 2019

Die letzte dieser Übungen, die Schreyer beschreibt, ist die Übung «Event 201» vom 18. Oktober 2019 – 10 Wochen vor Bekanntwerden der Covid-19-Pandemie. Die Liste der Teilnehmer dieser Übung lässt die Stossrichtung erahnen: Adrian Thomas, Vizepräsident von Johnson&Johnson, einem der grössten Pharmakonzerne der Welt; Jane Halton, Ex-Gesundheits- und Finanzministerin Australiens, lange in leitender Funktion in der WHO tätig sowie Vorsitzende der von der Gates Foundation initiierten Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI), einem Bündnis aus Pharmaindustrie, Regierungen und WHO zur Impfstoffentwicklung; Matthew Harrington, Präsident einer der grössten PR-Firmen der Welt (Edelmann) sowie persönlicher Berater von Microsoft; Hasti Taghi, Vizepräsident von NBC Universal, dem drittgrössten Medienkonzern der Welt; Avril Haines, Ex-Vizedirektorin CIA, tätig für einen Washingtoner Lobbygruppe, die IT-Unternehmen mit dem Pentagon und Geheimdiensten in Kontakt bringt.

Big Pharma, Stiftungen, Bevölkerungsregulierung

Weitere Vertreter beim «Event 201» waren ein Vorsitzender eines Medizinproduktekonzerns, ein Krisenmanager der deutschen Lufthansa, eine Managerin der Hotelkette Marriott, ein führender Vertreter von UPS sowie ein Vertreter der Zentralbank Singapurs. Hinzu kamen drei führende US-amerikanische Funktionäre, die professionell mit Seuchenbekämpfung zu tun haben. Ausserdem – und dieser Tatsache widmet Schreyer ein eigenes Kapitel im Buch – nahmen drei hochkarätige Vertreter US-amerikanischer Stiftungen aus dem Bereich der weltweiten Bevölkerungsregulierung – neudeutsch für: Familienplanung – teil.

Verhaltenssteuerung der Bürger

Grossen Raum in den Übungen nahm die Verhaltenssteuerung der Bürger in den einzelnen Staaten ein: Notstandprogramme, ihre Beeinflussung über Medien oder der Umgang mit eventuellem Widerstand gegen Ausgangssperren bzw. Zwangsimpfungen usw.

Natürlich standen auch die staatlich breit finanzierte Impfmittelherstellung durch Privatunternehmen sowie die Lockerung der Zulassungsvorschriften für Impfstoffe im Mittelpunkt von «Event 201».

In den letzten Kapiteln des Buches zeichnet Schreyer den Verlauf der Covid-19-Pandemie in Deutschland bis Mitte 2020 nach: Die erste Meldungen aus China, das WEF in Davos, die Medienmeldungen aus Norditalien, die Rolle des Johns-Hopkins- und des Robert-Koch-Instituts, die Aussagen Professor Drostens, der Lockdown, die Impfungen usw. Kritisch verweist der Autor auf die Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen Verlauf der Pandemie sowie Medienverhalten und Regierungshandeln. Er überlässt es auch hier dem Leser, eigene Schlüsse zu ziehen.

Dominieren der internationale Politik

Schreyer zeigt auf, dass von Beginn an – also seit Ende der 90er-Jahre – eine enge Verzahnung von privatwirtschaftlichem Engagement, militärischem Knowhow und staatlichen Stellen bestand, sowohl in finanzieller als auch in personeller Hinsicht. Zum Ausdruck kommt, dass über die gigantischen finanziellen Ressourcen der US-amerikanischen Stiftungen die Abläufe der Pandemie-Planung bestimmt werden: Stiftungsgelder, die, nota bene, unversteuerte Gewinne einiger Weniger sind, die mit diesen Mitteln die internationale Politik zu dominieren suchen.

Akribisch hat Schreyer Fakten zusammengetragen und weist auf Quellen hin. Es ist ihm gelungen, relevante Teile der politischen Hintergründe der Covid-19-Pandemie auszuleuchten. Sein Fokus liegt dabei auf den politischen Aspekten und nicht auf den medizinischen Zusammenhängen.

* * *

Nicht ohne Grund analysiert Schreyer zu Beginn seines Buches ausgiebig die Diskussion um «Verschwörungstheorien». Dem schnell zutage tretenden Vorwurf, selbst ein «Verschwörungstheoretiker» zu sein, stellt er die Bemerkung gegenüber: «Deshalb, und auch wenn es banal klingen mag: Wer ehrlich an Erkenntnis interessiert ist, der sollte bei jeder Verschwörungstheorie immer wieder auf die Fakten schauen. Es ist nicht nur unklug, sondern regelrecht dumm, etwas von vornherein ungeprüft auszuschliessen, weil es nicht in das eigene Weltbild passt und Überzeugungen in Frage stellt, denen man sich verbunden fühlt.» (S. 30)

Schreyer, Paul. Chronik einer angekündigten Krise.
Wie ein Virus die Welt verändern konnte. Westend Verlag. Juli 2020

* Paul Schreyer (1977), Journalist, betreibt mit Stefan Korinth und Ulrich Teusch seit Januar 2020 die Medienseite «Multipolar» (www.multipolar-magazin.de). Wichtige Buchveröffentlichungen: «Wir sind die Guten» 2014, «Wer regiert das Geld» 2016, «Die Angst der Eliten» 2018.

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