Neutralität oder Nato?
Nach mir die Sintflut ...?
von Christian Campiche,* Lausanne
(20. September 2024) Viola Amherd flirtet mit der NATO. Sie hat das Recht, Leidenschaften zu haben. Das Problem ist jedoch ihr Status als Bundespräsidentin. Oberste Chefin der Armee, gewiss, aber vor allem Symbol des Landes. Ein Land, das in den vergangenen zwei Jahrhunderten die Neutralität zu seiner Existenzberechtigung gemacht hat.
Diese Bestimmung einfach so in Frage zu stellen, weil die Mitte-Bundesrätin zur grossen Freude der Rüstungsindustrie ihre Launen auslebt, ist schlicht und einfach unverantwortlich. Umso mehr, als Frau Amherd nichts unternimmt, um die Gerüchte über ihren Rücktritt zum Jahresende zu zerstreuen. Nach mir die Sintflut...
Und wer ist diese Katja Gentinetta, die im Namen einer Ad-hoc-Expertenkommission einen Bericht verfasst hat, in dem eine «Revision» der Neutralitätspolitik der Schweiz gefordert wird? Niemand scheint sich diese Frage zu stellen.
Katja Gentinetta, so lesen wir, wenn wir ihre Identität in eine Suchmaschine eingeben, ist «eine Schweizer Politik- und Wirtschaftsphilosophin. Seit 2011 arbeitet sie als freie Journalistin und Kolumnistin». Von ihrer politischen Legitimität kein Wort.
In der Schweiz sind wir sehr vertrauensselig geworden!
* Christian Campiche, geboren 1948, ist ein Schweizer Schriftsteller, Journalist und Musiker. Er ist Gründer, Direktor und Chefredakteur von infoméduse, einer Schweizer Online-Zeitung für Information und Reflexion. Christian Campiche ist Autor mehrerer Essays und historischer Romane. Er ist ehemaliger Präsident von impressum, der grössten Journalistenorganisation der Schweiz, und setzt sich für die berufliche und ethische Interessenvertretung von Journalisten ein. |
(Übersetzung «Schweizer Standpunkt»)