Gesellschaftsfragen

«Nicht in unserem Namen»

Zionismus nicht gleich Judentum

von Detlef Koch*

(27. Juni 2025) Am heutigen 13. Juni beginnt in Wien ein Ereignis, das lange als undenkbar galt: Jüdinnen und Juden aus aller Welt versammeln sich – Rabbiner, Shoah-Überlebende, Intellektuelle, Mizrachi-Aktivisten, linke Diaspora-Stimmen –, um öffentlich, selbstbewusst und organisiert den Zionismus zu kritisieren. Nicht aus Hass, sondern aus Verantwortung. Nicht als Tabubruch, sondern als Rückbindung an das Ethos jüdischer Geschichte. Der «Erste Jüdisch-Antizionistische Kongress» ist kein Randphänomen. Er ist das moralische Symptom eines Umbruchs – und eine Einladung, endlich neu über die Begriffe zu sprechen, die seit Jahrzehnten politische Kritik lähmen.

Die Universitäten werden ihrer Aufgabe nicht gerecht

von Suzette Sandoz,* Lausanne

(27. Juni 2025) Könnte der grausame Krieg zwischen Israel und Palästina endlich Gelegenheit bieten, die Aufgabe der Universitäten wieder ins Bewusstsein zu rücken? Die Rektorate stottern, ärgern sich, die Studenten demonstrieren, die Polizei greift manchmal ein – das Bild ist erbärmlich.

Pädagogischer Optimismus

von Michael Felten,* Deutschland

(20. Juni 2025) Optimismus, den könnte das ins Schlingern geratene Schulwesen gut gebrauchen. Und Alfred Adler, der Begründer der Individualpsychologie, hätte da einiges zu bieten. Seine erfahrungsbegründete These: Jedes Kind, mag es biografisch auch noch so belastet sein, kann sein Lernverhalten und seine Sozialität in der Schule verändern und positiv entwickeln. Es braucht dazu allerdings standfeste und kundige Lehrpersonen, die seinen bisherigen Lernstil feinfühlig erfassen, es individuell ermutigen und herausfordern, und seine Verbundenheit mit einer prosozial geführten Klassengemeinschaft stärken.

Palästina: «Helft uns, die Tragödie zu stoppen!»

Sumaya Farhat-Naser über die Situation im Gazastreifen und Westjordanland

Veranstaltung des Vereins «Schweizer Standpunkt»

(20. Juni 2025) (Eigener Bericht) In den sehr gut besetzten Räumen des Schweizer Standpunktes in Frauenfeld referierte die Palästinenserin, Frau Dr. Sumaya Farhat-Naser, am 13. Mai 2025 über die Situation in Gaza und Westjordanland und ihr Engagement dort. Kenntnisreich umriss die Referentin die katastrophale humanitäre Situation. Gleichzeitig beeindruckte sie das Publikum durch ihre besonnene, friedliche und gleichwertige Einstellung der Welt gegenüber.

Bankrotterklärung für den deutschen Rechtsstaat

Zur EU-Sanktionierung von Alina Lipp und Thomas Röper – eine solidarische Stellungnahme

von Wolfgang Bittner,* Deutschland

(13. Juni 2025) (CH-S) In ihrem am 20. Mai beschlossenem 17. Sanktionspaket hat die EU unter anderem die deutschen Journalisten Alina Lipp und Thomas Röper als sanktionierte Personen gesetzt und ein Ein-und Durchreiseverbot für die EU und ihr Heimatland verhängt; ihre Vermögenswerte in Europa wurden eingefroren. Damit folgte die EU dem Vorgehen der Ukraine, die Frau Lipp und Herrn Röper auf die «Liste der ukrainischen Staatsfeinde» gesetzt hat, von denen einige bereits umgebracht wurden. Die Auflistung im EU-Sanktionspaket erfolgte ohne jede rechtsstaatliche Prüfung und in Missachtung der Pressefreiheit, der Meinungs- und Informationsfreiheit sowie in Missachtung jeder Rechtsweggarantie.

Russophobie ist Rassismus – genau wie Antisemitismus

von Guy Mettan,* Genf

(6. Juni 2025) Es war zu erwarten, dass der 80. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland am 8. und 9. Mai dieses Jahres Anlass für eine Welle russophober Hassausbrüche gegen Russen und Russland sein würde. Die gröbsten Beleidigungen wurden zwar vermieden, denn es war schwierig, auf die 27 Millionen Toten zu spucken, die die Sowjetunion geopfert hat, um Europa vom Nationalsozialismus zu befreien.